Endlich gute Nachrichten: Mein Handy brummt neben mir. Es liegt auf einem der aufgeschlagenen Bücher, die mich eingekreist haben und mich anflehen, ich möge endlich irgendwas aus dem machen, was in ihnen steht. Ich bin müde, der Tag war träge und desillusionierend, wieder mal. Meine Mutter hat ein Bild in unsere Familiengruppe geschickt. Das Bild ein Screenshot von der Bestätigung ihres Impftermins. Die sonst so träge WhatsApp-Gruppe, in der auf Posts und Nachrichten oft auch gar nicht reagiert wird, ist plötzlich hellwach. Meine Mutter ist nicht die erste, die geimpft wird, ein Arzt und eine Lehrerin sind bereits geimpft. Aber der Schutz der „Oldies“, wie meine Schwägerin unsere Elterngeneration nennt, ließ bisher auf sich warten. Meiner Mutter fehlte viel in den letzten 12 Monaten. Das Osterfest vor einem Jahr haben wir durch einen lauwarmen Kaffee vor der Zoom-Kamera versucht zu ersetzen, den sie stumm und mit Tränen in den Augen verfolgt hat, noch ahnungslos, dass auch Weihnachten und das Osterfest, das nun vor der Tür steht, ähnlich verlaufen würde. Ihr fehlt der Kontakt zu ihren Kindern und Enkeln, der Plausch mit den Nachbarn, die Abwechslung beim entspannenden Stadtspaziergang, Zerstreuung.
Mir steigen die Tränen in die Augen, schon wieder. Meine Güte, heule ich gerade viel. Aber die Erleichterung ist so groß darüber, dass meine Mutter jetzt diese Impfung bekommt und kurz wird mir bewusst, wie sehr ich mich doch davor sorge, dass sich meine Eltern mit Corona infizieren. Ein Gefühl, das, würde ich es ständig zulassen, meinen Alltag noch schwerer machen würde als er ohnehin schon ist. Jetzt punktuell zu merken, dass diese Befürchtung immer geschwelt hat, ist intensiv und unheimlich. Schließlich sind es noch zwei Wochen bis zur ersten Impfung. Mein Vater, 10 Jahre jünger, ist noch weit weg davon, den nötigen Schutz zu bekommen.
Für jetzt gilt aber: Immerhin dieser Schritt als Ankündigung einer richtigen Richtung. Endlich eine gute Nachricht inmitten all der grauen Frustration.